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Biografische Notizen über Piero Dorazio
Piero Dorazio - Werk und Leben

Das künstlerische Schaffen von Piero Dorazio (geboren am 29. Juni 1927 in Rom), dessen Beginn auf die Jahre unmittelbar nach Ende des 2. Weltkrieges datiert, galt von Anfang an den Phänomenen Farbe und Licht. In abstrakten Mustern und Feldern manifestieren sich die Farben als leuchtende Konfigurationen der Vielfalt, des Besonderen, und treten ein in ein Spiel mit dem Licht als einer universalen Kategorie. "Abstrakt" kann man in diesem Zusammenhang auch nur die Tatsache nennen, dass es sich hier um nicht-gegenständliche Malerei handelt. Entscheidend aber ist, dass die Farbstrukturen überhaupt erst im Akt der anschauenden Wahrnehmung zur Entfaltung gelangen. Sie sind erst wirklich im Zusammenspiel mit dem Bewußtsein des Betrachters.

Der Basler Kunsthistoriker und Philosoph Gottfried Boehm hat Dorazios Malerei so beschrieben:

"Dorazio schafft aus farbigen Streifen, Strichen, Linien, Bändern, Überlagerungen; er schafft Felder, Gitter, Cluster, deren Zusammenhalt sich durch verschiedene Grade von Dichte auszeichnet. (...) Offenbar zielt der Bildbau dahin, dass wir mit einer derartigen Überfülle von optischen Signalen konfrontiert werden, dass das Auge nicht mehr einzelne Details konstatiert (...), sondern die Energie wahrnimmt, die sich aus den vielen Kontrasten aktiviert. Die Interferenzen und Wiederholungen zum Teil feinster Farbquanten erzeugen (per Kontrast) ein farbiges Licht. Aus dem Faktum Farbe auf der Fläche wird (...) sichtbare Energie." Diese Bilder, so Boehm, "ermöglichen uns eine Erfahrung von einem Leben und einer unanschaulichen Kraft, welche Worte und Begriffe nicht vermitteln können. Dazu brauchen wir diese Malerei. Diese."

Der grosse italienische Dichter Giuseppe Ungaretti, väterlicher Freund und auch Lehrer von Piero Dorazio, schrieb zu den Gemälden der 60er Jahre:

"In Dorazios Geweben oder besser Membranen (...) öffnen sich in dichten Waben Honigzellen und bergen lichtschwangere, lichtbestachelte Pupillen. Dorazio ist wirklich voller Licht, und dank ihm wird das Licht gleichsam zur Wirklichkeit der Malerei. Er konzentriert sich und fixiert einen Lichtpunkt, der aus Abgründen wieder auftaucht, sich ins Unendliche wiederholt. (...) Die Erscheinungen machen das Geheimnis für den Menschen noch geheimnisvoller."

"Nicht Trennung also zwischen Zonen des Lichts und Zonen des Schattens, vielmehr fortwährende Veränderung innerhalb der chromatischen Struktur von Myriaden von Farbmolekülen, Farbklängen, Schwingungen und Tönungen, subtilsten Farbabstufungen, die alle der Natur des Lichts zugehören, seinem Spektrum." (Piero Dorazio)


Piero Dorazio hat ein Leben als Weltbürger geführt. Seit 1974 in einem alten Klostergebäude in Todi (Umbrien) und wechselweise auf Rhodos lebend, hat er zuvor u.a. in Rom, Paris, Berlin, in New York und in Pittsburgh gelebt und gearbeitet. Neben seiner Malerei hat er auch Glasfenster, Mosaiken und Bühnenbilder (u.a. für die Mailänder Scala) geschaffen, ebenso als Dozent gewirkt und eine grosse Anzahl von reflektierenden ästhetischen wie auch kulturpolitischen Texten zur Moderne verfasst. Vor allem aber hat er stets den Dialog mit Künstlerkollegen und Intellektuellen gesucht. Seine Begegnungen und der Diskurs mit den grossen Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts sind überaus reich, unter anderem mit Picasso, Braque, Léger, Matisse, Duchamp, Miró, Wols, dazu etwa die Amerikaner Rothko, Ad Reinhardt, Newman, Guston, Twombly, de Kooning, Noland und Rauschenberg, ebenso wie Brancusi, Giacometti, Yves Klein, Max Bill, die Künstler der Zero-Gruppe etc. Bedeutsam waren die frühen Begegnungen mit dem Futurismus, namentlich mit Severini und Ballà.

Dorazio war an der Documenta in Kassel beteiligt (1959) sowie mehrfach an der Biennale in Venedig, zuletzt 1988 mit einem eigenen Saal. Einzelausstellungen fanden u.a. im folgenden Institutionen statt: Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf 1961; Museo de Arte Moderno, Sào Paulo 1963; Württembergischer Kunstverein, Stuttgart 1966; Haus am Waldsee, Berlin 1969; Museum für Gegenwartskunst, Basel 1971; Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, 1979; Albright-Knox Art Gallery, Buffalo 1979; Museum of Art, Fort Lauderdale 1980; Wilhelm Hack Museum, Ludwigshafen 1981; Staatsgalerie Moderner Kunst und Neue Pinakothek, München 1981; Quadrat Moderne Galerie, Bottrop 1982; Galleria Nazionale d’Arte Moderna, Rom 1983; Takanawa Art Gallery Seibu, Tokio 1985; Kunsthaus Zug, 1988; Musée de Grenoble und Galleria Communale d’Arte Moderna, Bologna, 1990; Kunstverein Ludwigshafen, 1992; Calcografia Nazionale, Rom 1996; PAC Padiglione d’Arte Contemporanea, Mailand 1998; Museum für Moderne Kunst, Bozen 2001.

Zu den bedeutendsten Preisen, mit denen das Schaffen von Piero Dorazio geehrt wurde, zählen u.a. der Kandinsky-Preis (Paris 1961), der Preis der Accademia Nazionale di San Luca (1986, verliehen von Staatspräsident Sandro Pertini), der Preis Alcide de Gasperi für Wissenschaft und Kunst (1990) sowie der Michelangelo-Preis der Accademia dei Virtuosi del Panthenon (1997). Seit 1992 ist Piero Dorazio Mitglied der Akademie der Schönen Künste von Berlin.

Zu den Kritikern, Dichtern und Autoren, die Texte zu Dorazios Werk verfasst haben, gehören unter vielen anderen G.Ungaretti und E.Ionesco, U.Apollonio, N.Ponente, G.C.Argan, V.Sgarbi, L.Caramel, E.F.Fry, W.Grohmannn, K.Leonhard, E.Gomringer, G.Boehm.

Um nur eine Auswahl der bedeutendsten internationalen Museen und öffentlichen Sammlungen zu nennen, in denen sich Werke von Piero Dorazio befinden: Stedelijk Museum, Amsterdam; University of Texas Art Museum, Austin; Kunstmuseum Basel; Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz, Nationalgalerie Berlin; Kunstmuseum Bern; Albright-Knox Art Gallery, Buffalo; Museum of Contemporary Arts, Chicago; Cleveland Museum of Art; Detroit Institute of Arts; Kunstmuseum Düsseldorf; Städel, Frankfurt; Kunsthalle Hamburg; The British Museum, London; Tate Gallery, London; Victoria and Albert Museum, London; Bayrische Staatsgemäldesammlungen, München; Museum of Modern Art, New York; Guggenheim Museum, New York; Nationalgalerie Prag; Galleria Nazionale d’Arte Moderna, Rom; Museo del Vaticano; Moderna Museet, Stockholm; Collezione Peggy Guggenheim, Venedig; Museum des 20. Jahrhunderts, Wien; Museum Moderner Kunst, Wien; The Joseph Hirshhorn Museum, Washington D.C.; Kunsthaus Zürich.
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